
Prostatabildgebung mit PET/MRT
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Was leistet die PET/MRT?
Bei einer Reihe von Erkrankungen, wie das Karzinom der Prostata, gehört die MRT zur Basisdiagnostik. Mit dem PET/MRT-Hybridgerät haben wir – nach der seit circa 20 Jahren etablierten PET/CT-Technologie – ein neues Niveau der Diagnostik erreicht. Es kombiniert die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) in einem Gerät und eröffnet weitere Möglichkeiten, Einblicke in die Biologie und das Verhalten von Tumoren zu erhalten.
Die PET macht physiologische und biochemische Vorgänge auf molekularer Ebene, die MRT pathologische Veränderungen im Körpergewebe sichtbar.
Die gleichzeitige Aufnahme von MRT und PET (simultane Akquisitionstechnik) erlaubt, kausale Zusammenhänge zwischen MRT- und PET-Befund mit hoher Genauigkeit nachzuweisen. Das wäre nicht möglich, wenn MRT und PET nacheinander durchgeführt und hinterher zusammengeführt werden müssten (sequentielle Akquisitionstechnik). Nützlicher Nebeneffekt: Für den Patienten verkürzt sich die Liegedauer im Gerät.
Für die PET wird eine sehr geringe Menge einer radioaktiv markierten Substanz (Tracer) in eine Vene injiziert und ihre Verteilung im Körper dann im Bild wiedergegeben. Die Art der Tracer richtet sich nach dem jeweiligen diagnostischen Ziel. Unter Verwendung des Tracers Ga68PSMA (PSMA = Prostata spezifisches Membran-Antigen) können sowohl in PET/CT als auch in der PET/MRT nicht nur Tumoren der Prostata, sondern vor allem auch deren Absiedelungen (Metastasen) aufgefunden und sichtbar gemacht werden. Das PSMA selbst ist ein natürlicher Bestandteil der Prostata-Zellwand; in tumorös veränderten Zellen – ob Primärtumor oder Metastase – kann dieses Wandprotein um den Faktor 100 bis 1000 erhöht sein im Vergleich zu gesunden Prostatazellen (Abbildung 14).
Die MRT nutzt magnetische Eigenschaften von Organen und Geweben im Körper, um sie bildlich darzustellen. Sie zeichnet sich durch ihren exzellenten Weichteilkontrast aus – bei gleichzeitig feinster räumlicher Auflösung. Dies ist bei der morphologischen Charakterisierung der Prostata ein entscheidender Vorteil. Zusätzlich können Organe oder Körperregionen dynamisch (das heißt im zeitlichen Verlauf von zum Beispiel Kontrastmittelgaben) aufgenommen und untersucht werden. Das liefert zusätzliche Informationen über frühe pathologische Veränderungen.
Abbildung 15 skizziert die relevanten Befunde eines Patienten mit Prostatakarzinom zum Zeitpunkt der Diagnosestellung.
Abbildungen 14 & 15


Wann kommt die PET/MRT zum Einsatz?
Insbesondere bei histologisch nachgewiesenen aggressiven Karzinomen und hohen PSA-Werten (mit dem Verdacht einer Fernmetastasierung), trägt die PET mit dem geeigneten (hier PSMA-spezifischen) Tracer zur weiteren Klärung bei: insbesondere in der Ausbreitungsdiagnostik (Staging) oder auch, um im Falle eines Wiederanstiegs des Tumormarkers PSA Hinweise auf mögliche lokale Tumorrezidive oder neue Lymphknoten-, Organ- oder Knochenmetastasen zu erhalten.
Bei einem Patienten, dessen PSA-Wert nach Therapie wieder ansteigt, können schon sehr früh ursächliche Zusammenhänge identifiziert und damit auch eine weitere Therapie eingeleitet werden. Die Wahrscheinlichkeit, einen tumor- oder metastasenbedingten Fokus in der PET/CT oder PET/MRT zu finden, beträgt bei einem PSA-Serumspiegel von 0,5 bis 1,0 Nanogramm pro Milliliter circa 70 Prozent. Ab einem PSA-Wert von 1,0 Nanogramm pro Milliliter liegt die Wahrscheinlichkeit schon bei etwa 90 Prozent.
Man muss davon ausgehen, dass bis zu 80 Prozent aller Lymphknotenmetastasen bei Prostatakarzinom kleiner sind als acht Millimeter. Ein befallener Lymphknoten kann jedoch oft erst in einem späteren Stadium durch eine deutliche Vergrößerung im CT und MRT zuverlässig als Metastase definiert werden, während das PET kleinere Metastasen bereits in einem frühen Stadium sichtbar machen kann. Hier kann der Einsatz eines hochspezifischen Tracers, des Ga68-PSMA, entscheidende, zusätzliche Informationen liefern. Wie in Abbildung 16 gezeigt, können Metastasenherde somit auch in sehr viel kleineren, in CT oder MRT allein noch nicht auffälligen Lymphknoten gefunden werden.
Abbildung 16

Wie wird die PET/MRT durchgeführt?
Die PET/MRT ist ein nicht-invasives diagnostisches Verfahren.
Die Patienten müssen erst am Tag der Untersuchung erscheinen, ein stationärer Aufenthalt ist in der Regel nicht erforderlich. Bei einer Untersuchung mit Ga68-PSMA ist es zudem nicht erforderlich, nüchtern zu sein.
Mindestens eine Stunde vor der Untersuchung bekommt der Patient nach dem Aufklärungsgespräch die radioaktive Substanz über einen venösen Zugang verabreicht. Im Anschluss an eine gewisse Wartezeit, in der sich die Substanz im Körper verteilt und an möglicherweise vorliegende Tumorzellen anhaften kann, erfolgt die Untersuchung im PET-MRT.
In Abhängigkeit von der Fragestellung entscheidet der Arzt, ob zusätzlich auch ein MRT-Kontrastmittel erforderlich sein wird, dieses wird dann über den liegenden venösen Zugang während der Untersuchung verabreicht.
Die Untersuchungszeit für eine PET/MRT-Untersuchung des gesamten Körpers beträgt zwischen 40 und 60 Minuten. Es werden große Bilddatensätze erstellt, sodass sich im Anschluss eine aufwendige Auswertung anschließt, deren Ergebnis in einem schriftlichen Befund an den zuweisenden Arzt und auf Wunsch auch an den Patienten übermittelt wird.